Netzwerk-Switches und AVoIP: Treffe die richtige Wahl für dein AV-System!
Nicht jeder Netzwerk-Switch ist für die Anforderungen von Audio/Video over IP (AVoIP) geeignet. Standard-Office-Switches können bei der Übertragung von hochauflösenden Videosignalen mit niedriger Latenz schnell an ihre Grenzen stoßen. Spezialisierte AV-Switches mit fortschrittlichem IGMP Snooping, ausreichender Bandbreite und präzisem Quality of Service (QoS) Management sorgen für die zuverlässige Übertragung deiner kritischen AV-Daten über das Netzwerk.
Spezialisierte Switches für AVoIP
NETGEAR
Als Gründungsmitglied der SDVoE Alliance bietet NETGEAR Switches mit Zero-Touch-Installation für echtes AVoIP. Diese unterstützen bis zu 10 GB über 16 bis 96 Ports für Kupfer- und Glasfaserverbindungen.
Auch AVPro Edge und Niveo Professional bieten komplett vorkonfigurierte Switches an, die speziell für AV-Anwendungen optimiert sind.
Grundlagen: VLAN und IEEE 802.3
VLAN (IEEE 802.1Q)
Virtual Local Area Networks ermöglichen die logische Trennung von AV-Datenströmen vom regulären Netzwerkverkehr. Für AVoIP-Systeme ist diese Isolation entscheidend, um Latenz zu minimieren und Bandbreite zu sichern. VLANs können mit Tag-Werten von 1-4094 konfiguriert werden und unterstützen QoS-Prioritäten durch Class of Service (CoS) Bits. Pro-AV-Anwendungen nutzen typischerweise dedizierte VLANs mit höherer CoS-Priorisierung.
IEEE 802.3 Ethernet
Diese Standardspezifikation bildet das Fundament moderner AVoIP-Systeme. Relevante Varianten für Pro-AV: 1000BASE-T (1 Gbps über Kupfer, ausreichend für komprimiertes Video), 10GBASE-T (10 Gbps, ideal für unkomprimiertes 4K-Video) und 40GBASE-T (40 Gbps, zukunftssicher für 8K). AVoIP-Systeme wie SDVoE und NETGEAR M4300 setzen mindestens 10GBASE-T voraus, während einfachere Lösungen wie Dante Audio mit 1000BASE-T funktionieren.
Ethernet-Standards im Überblick
Koaxial & Fiber-Optic
10Base-2 (dünnes Koaxialkabel, max. 185m, veraltet für AV-Anwendungen), 10Base-5 (dickes Koaxialkabel, max. 500 m, selten in modernen Installationen), 10Base-F (Fiber-Optic-Kabel mit Single- oder Multimode-Glasfaser für störungsfreie AV-Übertragung über lange Distanzen)
Twisted Pair
10Base-T (10 Mbps, ungeeignet für AVoIP), 100Base-TX (Fast Ethernet, minimal für Steuerungssignale), 1000Base-T (1 Gbps über CAT-5e/6, Standard für komprimiertes Video und Dante Audio), 10GBase-T (10 Gbps über CAT-6a/7, essentiell für SDVoE und unkomprimiertes 4K bei 60Hz)
Hochgeschwindigkeit
2.5GBase-T und 5GBase-T (NBASE-T über CAT-6, ideal für HDBaseT und komprimiertes 4K), 40GBase-T (vier Twisted-Pair-Kanäle über 30m mit CAT-8, zukunftssicher für 8K-Video), 1000Base-T1 (Gigabit über ein einziges Twisted Pair, relevant für automotive AV-Systeme mit geringem Verkabelungsaufwand)
Quality of Service (QoS)
Für reibungslose AV-Übertragungen in konvergenten Netzwerken ist QoS unverzichtbar, um Latenz und Jitter zu minimieren und Paketverluste zu verhindern.
Schlüsselkomponenten
Datenverkehr klassifizieren
QoS identifiziert und markiert AV-Datenströme mit DSCP (Differentiated Services Code Point) oder 802.1p-Tags. Audiodaten erhalten typischerweise CoS 5-6, Video CoS 4-5 und Steuerungssignale CoS 3-4.
Bandbreite reservieren
AVoIP-Streams benötigen garantierte Ressourcen: SDVoE (10 Gbps), unkomprimiertes 4K60 (9 Gbps), komprimiertes AV (1-3 Gbps). Switches müssen IEEE 802.1Qav für zeitkritische Audioübertragungen unterstützen.
Weiterleitung optimieren
Implementierung von Strict Priority Queuing (für Echtzeit-Audio), Weighted Round Robin (Video) und komplexen Scheduling-Mechanismen wie CBWFQ (Class-Based Weighted Fair Queuing) für optimale AV-Performance in gemischten Netzwerken.
Bei AV-over-IP muss QoS Ende-zu-Ende konsistent konfiguriert sein, um eine zuverlässige Übertragung zu gewährleisten. Spezialisierte Pro-AV-Switches bieten oft vorkonfigurierte QoS-Profile für gängige AV-Protokolle.
Multicasting für Pro-AV
Die Wahl der richtigen Übertragungsmethode ist entscheidend für die Effizienz und Skalierbarkeit von AV-over-IP-Systemen. Besonders bei der Distribution von Video-Streams an mehrere Displays ist Multicast unverzichtbar.
Unicast
Eins-zu-eins-Datenübertragung: Separate Streams werden für jeden Empfänger erzeugt. Bei 10 Displays benötigt ein 1 Gbps-Stream insgesamt 10 Gbps Bandbreite. Ideal für Point-to-Point-Verbindungen, aber ineffizient für AV-Distribution.
Broadcast
Eins-zu-alle: Sender überträgt an alle Geräte im LAN-Segment, unabhängig vom Bedarf. Belastet das Netzwerk erheblich, da jedes Gerät die Pakete verarbeiten muss. In modernen AV-Netzwerken meist ungeeignet und durch Switches limitiert.
Multicast
Eins-zu-viele: Stream wird nur einmal gesendet und vom Switch intelligent an alle angemeldeten Empfänger verteilt. Ein 4K-Stream benötigt nur 1 Gbps Bandbreite, unabhängig von der Anzahl der Displays. Verwendet IP-Adressen im Bereich 224.0.0.0 bis 239.255.255.255 und erfordert IGMP-fähige Switches.
Für professionelle AV-Installationen mit mehreren Displays ist Multicast die empfohlene Methode, da sie Netzwerkressourcen schont und gleichzeitig zuverlässige Übertragung gewährleistet.
IGMP: Internet Group Management Protocol
IGMP ist das Kernprotokoll für Multicast-Steuerung in AVoIP-Netzwerken und ermöglicht die effiziente Verteilung von AV-Streams an mehrere Empfänger ohne Netzwerküberlastung.
Gruppenverwaltung
Organisiert dynamisch Multicast-Gruppen (224.0.0.0/4) durch Join/Leave-Nachrichten zwischen Clients und Routern. IGMPv3 ermöglicht Source-Filtering für verbesserte Sicherheit in AV-Installationen.
IGMP Snooping
Layer-2-Switches "belauschen" IGMP-Nachrichten und erstellen MAC-zu-Multicast-Zuordnungstabellen. Verhindert Multicast-Flooding und ist essentiell für bandbreitenintensive 4K/8K-AV-Streams.
Querier-Mechanismus
IGMP Querier (meist der Router) sendet periodische Abfragen, um Gruppenmitgliedschaften zu aktualisieren. Pro-AV-Switches können als Querier fungieren, wenn kein Multicast-Router vorhanden ist.
Für komplexe AV-Installationen mit mehreren Subnets wird IGMPv2 oder IGMPv3 in Kombination mit PIM empfohlen. Die korrekte IGMP-Konfiguration ist entscheidend für die Stabilität von Video-Walls und verteilten Audio-Systemen.
Layer 2 vs. Layer 3 Multicast
Layer 2 IGMP
Für einzelne, flache Netzwerkumgebungen mit einem VLAN. Basiert auf MAC-Adressen-Tabellen und IGMP Snooping. Einfache Konfiguration ohne Routing-Protokolle, ideal für Konferenzräume und kleinere AV-Installationen mit bis zu 250 Endgeräten.
IGMP Querier
Verwaltet Gruppenmitgliedschaften und optimiert Bandbreite durch regelmäßige Membership-Abfragen (alle 60-125 Sekunden). Verhindert Multicast-Flooding und reduziert Last. Nur ein aktiver Querier pro Netzwerk sollte mit niedrigster IP-Adresse konfiguriert werden.
Layer 3 PIM
Für komplexe Netzwerke mit unterschiedlichen Subnetzen und VLANs. Unterstützt verschiedene Modi: PIM-SM (Sparse Mode) für große Netzwerke, PIM-DM (Dense Mode) für kleinere Umgebungen mit vielen Empfängern. Ermöglicht Multicast-Routing über Router-Grenzen hinweg und ist essentiell für Campus-weite AV-Systeme.
PIM: Protocol Independent Multicast
PIM Dense Mode (PIM-DM)
Verwendet die Flood-then-Prune-Methode: Multicast-Datenverkehr wird initial an alle Netzwerksegmente geflutet und anschließend für nicht anfragende Hosts zurückgeschnitten. Besonders geeignet für bandbreitenintensive 4K/8K-Video-Streams in kleineren Netzwerken mit hoher Empfängerdichte, wie etwa in Schulungsräumen oder Kontrollzentren. PIM-DM verbraucht mehr Bandbreite, bietet aber niedrigere Latenzzeiten (unter 100ms) für zeitkritische AV-Anwendungen.
PIM Sparse Mode (PIM-SM)
Arbeitet mit gemeinsam genutzten Bäumen über einen zentralen Rendezvous Point (RP) und wechselt bei Bedarf zu effizienteren quellenspezifischen Bäumen (Source-Specific Multicast). Ideal für größere AV-Installationen wie Campus-Umgebungen oder Stadien mit vielen VLANs. Bietet bessere Skalierbarkeit für verteilte Systeme mit über 500 Endgeräten und reduziert die Netzwerklast durch explizite Join-Anfragen. PIM-SM unterstützt Redundanz durch Backup-RPs und ist die bevorzugte Wahl für professionelle AVoIP-Installationen mit Dante, AES67 oder ST2110-Streams.
Entscheidungshilfe für Dein AV-Netzwerk
Für die meisten Pro-AV-Installationen wird empfohlen, das AV-Netzwerk vom regulären IT-Netzwerk physisch zu trennen. Diese Isolierung gewährleistet ein nahtloses Layer-2-Multicast-Streaming mit hoher Bandbreite und minimiert Latenzprobleme, besonders bei 4K/8K-Videostreams.
Netzwerkinfrastruktur (30%)
Bestimme, ob die vorhandene Infrastruktur AVoIP unterstützt oder Upgrades benötigt.
Streaming-Anforderungen (25%)
Analysiere die Streaming-Anforderungen hinsichtlich Auflösung (1080p, 4K, 8K), Komprimierung und erwarteter Latenz.
AV-Encoder/Decoder (20%)
Die Kompatibilität deiner AV-Encoder/Decoder mit Protokollen wie Dante, AES67 oder ST2110 bestimmt maßgeblich die Netzwerkkonfiguration.
Switch-Kompatibilität (15%)
Prüfe die Switch-Kompatibilität - spezialisierte AV-Switches bieten oft vorinstallierte Profile für gängige AV-Protokolle und vereinfachen die Integration.
Konfigurationsaufwand (10%)
Bewerte den Konfigurationsaufwand realistisch: Während Layer-2-Lösungen mit IGMP Snooping für kleinere Installationen ausreichen, benötigen komplexe Campus-Umgebungen möglicherweise Layer-3-Multicast mit PIM-SM für optimale Leistung über mehrere VLANs hinweg.
Viele Projekte entstehen am Zeichenbrett - nur wenige aus Erfahrung!
Mit mehr als 250 AV over IP-Projekte in den letzten Jahren, haben wir von der Erfahrung reichlich. Schon die ersten Gehversuche der AVoIP-Technologie vor Jahren wurde in unserem Hause mit Partnern realisiert. Heute bieten wir ein umfangreiches Produktportfolio verschiedener Hersteller und können so auf jede Anfoderung reagieren. Melde Dich bei uns, wenn Du eine spezifische AVoIP-Lösung benötigst und dabei spielt es keine Rolle, ob du 2 Ein- auf 4x Ausgänge oder 1.000 Ein- auf noch mehr Ausgänge realisieren möchtest. (Tel. 0 54 51 / 94 08 - 550, [email protected], WhatsApp 0 173 / 728 000 - 8).